Die beunruhigende Unerfülltheit

Der sadomasochistisch begabte* Mensch hat ein überdurschnittlich stark ausgeprägtes Halbbewusstsein der Unerreichbarkeit dessen, was er begehrt. Er weiß von vorneherein, dass in der Erfüllung seines Eros auf den Wegen, die er in der Welt vorfindet, eine beunruhigende Unerfülltheit übrig bleibt. Er ahnt, ohne es so vor sich selbst zu formulieren, dass seine Sehnsucht nur durch etwas zu erfüllen ist, was größer ist als die Welt, die er vorfindet. Sein Begehren, sein Verlangen ist wilder und transzendenter (vielleicht dabei auch oberflächlicher und grober) als das der Menschen um ihn herum, die ihm merkwürdig genügsam und wenig kühn erscheinen. Anstatt aber sich beherzt und demütig zugleich dem Transzendenten (Gott) zuzuwenden, in dem allein er vollständige Erfüllung finden kann, lenkt er sein sehnsüchtiges Herz einem Trugbild zu, das ihm vermutlich der Teufel gemalt und ins Herz gelegt hat: der vermeintlichen Erfüllung seines Eros (der auch seine innerlichste Liebesfähigkeit und Liebesbedürftigkeit mit umfasst) in der sadomasochistischen Perversion, die eine unvollständige, verfälschte und heillose Karikatur der Liebe Gottes zu den Menschen und der Menschen zu Gott ist.

Jesus und die Samariterin am Brunnen
Bild: Das Gespräch am Jakobsbrunnen

„Eine heilige Kühnheit sollen wir haben, denn Gott hilft den Mutvollen und kennt kein Ansehen der Person.“ (Teresa von Avila)

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